Die aktuelle Diskurs-Ausgabe: Analog Sozial?

Aufwachsen in Zeiten der Dauerkrise – Sozialisierung analog

Im Frühling haben wir uns gefragt, wie die digitale Welt das Aufwachsen prägt. In dieser Ausgabe richten wir den Blick zurück – auf das analoge Leben, auf das, was zwischen Menschen passiert, jenseits von Algorithmen, Feeds und Filtern. Kinder und Jugendliche wachsen in einer Welt auf, die von vielfältigen Herausforderungen geprägt ist: Krieg, Klima, Teuerung, politische Spannungen – Themen, die all-
gegenwärtig sind und viele beschäftigen. Gleichzeitig sind sie auf der Suche nach sich selbst und nach dem Gegenüber, oder wie Johanna Niendorf es betitelt: „Die Suche nach dem Ich und dem Anderen“
(S. 04). Zukunftsfragen und Unsicherheiten gehören dabei zum Alltag. Umso wichtiger werden stabile Beziehungen, gemeinschaftliche Erfahrungen und reale Begegnungen. Analoge Sozialisierung – das direkte Miteinander im Alltag, in Schule, Freizeit oder Familie – hat das Potential, jungen Menschen Orientierung, Zugehörigkeit und Halt in einer komplexen Welt zu bieten. Diese Ausgabe sucht Antworten auf die Frage, wie Sozialisierung unter diesen Bedingungen gelingt. Wie wird Vertrauen gelernt, wenn Sicherheit brüchig ist? Wie entstehen Gemeinschaft und Zugehörigkeit, wenn Ungleichheiten wachsen? Wird politische Mitbestimmung zur Baustelle (S. 10)? Es geht auch um eine gewisse Authentizität.
Unsere Beiträge zeigen, dass analoge Sozialisierung heute kein nostalgisches Konzept ist, sondern vielleicht aktueller denn je. Denn dort, wo Menschen sich begegnen, entsteht das, was digitale Räume nicht ersetzen können: Resonanz, Empathie und echte Verbindung (S. 14).
Im Interview mit Gudrun Quenzel (Soziologin und Professorin an der PH Vorarlberg) geht es um Identitätsentwicklung und darum, welche Faktoren den Umgang junger Menschen mit Unsicherheit und Zukunft prägen (S. 20).
Wir laden ein, hinzuschauen und darüber nachzudenken, wie Verbandliche und Offene Jugendarbeit, Schule und Gesellschaft Räume schaffen können, in denen junge Menschen trotz (oder gerade wegen) der Krisen handlungsfähig, solidarisch und zuversichtlich bleiben.

Für eine Sozialisierung, die trägt – auch wenn die Welt wackelt.

Sabrina Bürkle-Schütz und Daniel Ohr-Renn
für das Redaktionsteam

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